Von Geruchsblindheit und Duftüberempfindlichkeit
(Katalog 2013, Seite 19)
Wenn es so etwas wie Rotgrün-Blindheit auf der Ebene des Sehens gibt, dann muss es etwas entsprechendes auch im Bereich der Düfte geben. Ich kann zum Beispiel kaum den Duft der Duftreseda wahrnehmen. Andererseits gehört für mich der Duft des Gaudichs zu den intensivsten, die ich mir vorstellen kann, ich erschnuppere ihn schon aus 10 Meter Entfernung bei sonnigem Wetter. Viele Mitarbeiter und Kunden sagen dagegen bei dieser für mich so duftgewaltigen Pflanze immer wieder: Sie riechen nichts, einfach rein gar nichts. Andere Düfte, die viele nicht wahrnehmen, sind der Duft von Waldmeister oder Mariengras, oder der Duft der Levkojen.
Den unerwarteten Duft mancher Pflanzen bemerkt man oft erst gar nicht. Weil man ihn nicht vermutet. Ich habe neulich auf einer Reise durch die schottischen Highlands erstmals bemerkt, dass ganz gewöhnliche Brennnesseln meterweit einen starken, markanten Duft verströmen. Okay, zum Teil ist dieses Riecherlebnis vermutlich der nebeligen, wassergesättigten Luft in dieser Gegend zu verdanken, denn der Mensch riecht umso mehr, je feuchter die Luft, das ist erwiesen.
Auch andere nicht als Duftsensationen bekannte Kräuter haben einen Duft. Neulich habe ich das Schafgarbenöl für mich entdeckt. Auf der Haut aufgetragen duftet es wundervoll nach Zimt, wer hätte das gedacht!
Während man eine scheußlich Farbe eine Zeit lang ertragen mag, gehen einem Gerüche schnell sehr nahe und werden unerträglich. Manche Menschen bekommen Kopfschmerzen oder flüchten aus dem Haus, sobald man einen Strauss Tuberosen oder Lilienblüten in die Vase stellt. Seitdem ich weiß wie Engelwurz riecht, stelle ich fest, dass etwa jede dritte unangenehm stark parfümierte Frau, der ich begegne, eindeutig nach Engelwurz riecht. Eigentlich ist der Duft von Engelwurz sehr angenehm. Aber in Parfüms viel zu aufdringlich dosiert, - finde ich zumindest. Ehrlich gesagt: Ich kann Engelwurz als Tee besser genießen. Und Sie?
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