Alle Jahre wieder - Überwinterung
(Katalog 2016, Seite 294)
Alle Jahre wieder folgt dem Sommer der Herbst und unweigerlich fangen wir Gartenfreunde an uns zu fragen: „Wie bringen wir unsere Schätzchen erfolgreich durch den Winter?“ Individuelle Antworten dazu gab‘s in unseren Schnupperstunden im September 2015.
Verständnis für die Pflanze entwickeln
Die Natur hat viele unterschiedliche Strategien entwickelt um durch den Winter zu kommen. Daher ist es sehr wichtig sich mit der zu überwinternden Pflanze zu beschäftigen. Woher stammt die Pflanze? Wie sind die klimatischen Bedingungen am natürlichen Standort? Welche Strategie hat die Pflanze entwickelt um der kalten Jahreszeit zu trotzen?
Varianten der Natur sind das Abwerfen des Laubes im Herbst oder die Pflanze zieht ein, um im nächsten Frühjahr aus dem Wurzelstock, einer Knolle, Zwiebel oder aus Rhizomen wieder auszutreiben.
Dennoch ist es unerlässlich, dass wir uns mit der Herkunft der Pflanzen auseinander setzen. Pflanzen, die in unseren Breiten die gleichen klimatischen Bedingungen finden wie am natürlichen Standort, überwintern meist problemlos ohne unser Zutun, wenn diese in einem Beet ausgepflanzt sind. Wenn diese Pflanzen in Kübel gepflanzt sind, gibt es einige Dinge auf die geachtet werden sollte.
Der ideale Überwinterungsort
Welche Anforderungen stellt die Pflanze, die wir überwintern wollen an den Standort an dem sie überwintert werden soll? Auch hier ist wieder wichtig, dass wir auf die Pflanze im einzelnen schauen: Kommt die Pflanze aus dem mediterranen Raum oder sogar aus den Tropen?
Mediterrane Pflanzen bevorzugen einen kühlen hellen Standort, bei tropischen Pflanzen sollte die Temperatur während der Überwinterung nicht unter 15°C fallen, aber selbst das kann schon für einige Pflanzen zu kühl sein.
Neben der Temperatur ist das Licht ein ganz wichtiger Faktor bei der Überwinterung von Pflanzen. Dunkle Flure oder Keller sind denkbar schlechte Orte um Pflanzen zu überwintern, es sein denn, es handelt sich um Knollen, die überwintert werden, wie z.B. bei Dahlien, Schokoladen-Kosmeen, Liebstöckel etc.
Wie wichtig das Licht bei der Überwinterung ist, zeigt sich gut am Beispiel Basilikum; diesem Sonnenanbeter reicht das Licht während des Winters in unseren Breiten nicht aus und deshalb geht diese ausdauernde Pflanze trotz aller Bemühungen unsererseits oftmals ein.
Der Keller wäre noch ein möglicher Überwinterungsort für Pflanzen, die ihr Laub verlieren, als Beispiel die Orangenverbene.
Wie schütze ich draußen vor Frost?
Viele unserer Pflanzen haben wir in Gefäße gepflanzt, die Pflanze hat somit nur eine begrenzte Menge Erde zur Verfügung. Diese begrenzte Menge Erde kann bei starkem Frost komplett durchfrieren, es besteht die Gefahr, dass Pflanzen dadurch vertrocknen. Daher kann es hilfreich sein, den Topf mit einer Luftpolsterfolie vor dem stärksten Frost zu schützen.
In Beete ausgepflanzte Stauden können mit Tannenreisig oder einem Vlies abgedeckt werden, damit sie vor dem ärgsten Frost geschützt sind. Knollenbildende Pflanzen können, wenn die oberirdischen Pflanzenteile abgestorben sind, ausgegraben werden, in einer Kiste im Keller den Winter über eingelagert werden um dann im nächsten Frühjahr wieder eingepflanzt zu werden.
Foliengewächshäuser oder Folienbeutel bieten keinen Frostschutz, im Gegenteil! Sie können sogar zu Schäden führen, da es unter der Folie kälter werden kann als in der direkten Umgebung außerhalb der Folie. Außerdem bildet sich sehr häufig eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit unter der Folie. Diese kann zu Grauschimmelbefall an den zu überwinternden Pflanzen führen, der dann anstelle des Frostes unseren Pflanzen den Garaus macht.
Faustregeln zur Überwinterung
- Das Thema Überwinterung beginnt beim Kauf der Pflanze! Setzen Sie sich mit den Ansprüchen der Pflanze auseinander: Welchen Standort bevorzugt die Pflanze? Ist eine Winterhärte gegeben? Wo ist der natürliche Lebensraum der Pflanze?
- Im Herbst und im Winter benötigen unsere Pflanzen weniger Wasser und Dünger. Es ist ganz wichtig die Wassergaben der Witterung anzupassen; gedüngt werden sollte einmal im Monat mit dem Gießen. Stauende Nässe ist unbedingt zu vermeiden, da sonst die Wurzel Schaden nehmen kann.
- Während des Winters können die meisten mediterranen Pflanzen kühl und hell überwintert werden. Licht ist ein ganz wichtiger Faktor bei der Überwinterung. Steht die Pflanze zu dunkel, kann es zu Problemen kommen - im schlimmsten Fall stirbt die Pflanze ab oder die Pflanze braucht im nächsten Frühjahr sehr lange um wieder mit dem Wachstum zu starten.
- Pflanzen, die aus den Tropen stammen, sollten hell und warm durch den Winter gebracht werden. Temperaturen von unter 15°C sollten nicht unterschritten werden. Die trockene Luft in unseren Wohnzimmern kann zu einem Spinnmilbenbefall führen. Deshalb sollten die Pflanzen regelmäßig auf Schädlinge kontrolliert werden.
- Bei Kübelpflanzen, die frostfest sind, sollte ein Durchfrieren der Erde verhindert werden. Sei es, dass die Pflanzen an einen geschützten Ort im Garten gestellt werden oder die Töpfe mit Laub, Luftpolsterfolie oder alten Decken vor dem Frost geschützt werden.
- Winterharte Pflanzen sollten draußen überwintert werden. Werden diese aus übertriebener Fürsorge ins Haus geholt, scheitert die Überwinterung oft.
- Nutzen Sie Reisig, Laub oder ein Vlies um Pflanzen draußen vor dem Frost zu schützen. Folie trägt in vielen Fällen zum Misserfolg der Überwinterung bei.
- Wenn Sie an Ihren Pflanzen im nächsten Frühjahr wieder Wachstum beobachten, erhöhen Sie langsam die Wasser- und Düngergaben.
- Ist die Überwinterung gelungen, gewöhnen Sie die Pflanzen vorsichtig wieder an das Licht. Glas lässt nur sehr wenig UV-Strahlung durch, daher besteht die Gefahr von Sonnenbrand, wenn es für die Pflanzen wieder ins Freie geht. Dies sollte somit an bedeckten Tagen geschehen.
Mit diesen Faustregeln sollten Sie in der Lage sein Ihre Pflanzen erfolgreich durch die kalte Jahreszeit zu bringen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihren Pflanzen und einen guten Rutsch in die neue Kräutersaison!
„Wenn man mich ein halbes Jahr in einen dunklen Keller sperren würde, wäre ich auch beleidigt …!“
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